Lektion 2 – Töne

In dieser Lektion variierst du die Tonhöhe und hörst, wie heute auf dem Alphorn musiziert wird.

Buzzing

Jedes Musikinstrument benötigt zur Produktion eines Tones zwei Komponenten: einen Generator (produziert Schwingungen) und einen Resonator (verstärkt die Schwingungen zu einem hörbaren Ton). Bei Streichinstrumenten funktionieren die Saiten als Generator, und der Schallkörper als Resonator. Dasselbe bei Gitarren und beim Klavier (wo die Saiten durch einen Hammer in Schwingung versetzt werden). Bei Holzbläsern ist der Generator ein vibrierendes Holzblättchen und der Resonator das Rohr. In all diesen Beispielen ist der Generator Teil des Instruments. Beim Alphorn und den Blechbläsern hingegen übernimmst du die Aufgabe des Generators selber. Genauer sind es deine Lippen, welche die Schwingungen produzieren; das Alphorn selber ist nichts anderes als ein Resonator.

Die Schwingungen erzeugst du mittels „buzzing“. Das englisch Verb „to buzz“ wird oft als „summen“ oder „brummen“ übersetzt. Auf deutsch verstehen wir unter Summen oft ein stimmloses Singen mit geschlossenem Mund. Beim Buzzen jedoch, bläst du Luft durch deine angespannten Lippen. In diesem Wechselspiel von Luftdruck und Muskelspannung öffnen und schliessen sich deine Lippen in hoher Frequenz – sie beginnen zu vibrieren. Dabei entsteht ein Ton, der an einen Furz oder das Summen einer Hummel erinnert. Das gleiche Prinzip kommt zum Tragen, wenn du aus einem Ballon langsam die Luft ablässt indem du das Ventil in die Breite ziehst.

Wer Alphorn spielen will, muss also zuerst buzzen lernen. Im Video unten findest du eine gute Anleitung von Roland Dahinden:

Buzzen kanst du auf verschiedene Arten

  • Nur mit den Lippen. Bei dieser einfachsten Variante modulierst du die Töne ohne den potentiell störenden Einfluss des Mundstücks. Damit trainierst du deine Lippenmuskeln und beugst gleichzeitig hohem Lippendruck vor.
  • Mit dem Mundstück auf deinen Lippen. Einfach – viele Blechbläser haben immer ein Mundstück dabei. Klingt klingt aber flach.
  • Mit einem Buzzer. Buzzer sind kurze Rohre, welche als Mini-Resonator den Ton verstärken. Als günstigste Lösung bietet sich ein etwa 10cm langes Stück Gartenschlauch an, in das du dein Mundstück steckst. Funktional gleichwertig aber haptisch edler sind Buzz-R von Markus Arnold und Buzzard von Warburton. Schliesslich gibt es auch den B.E.R.P. von the berp, der sich am Instrument befestigen lässt.

Bei der Basisübung veränderst du die Tonhöhe kontinuierlich von tief nach hoch und wieder nach tief usw. (manchmal als „Sirenen“ bezeichnet). Die Bezeichnung „tief“ und „hoch“ ist dabei etwas unglücklich, denn in Wirklichkeit möchten wir eine Bewegung von voluminös-offen-gross („tief“) nach kompakt-giftig-fein („hoch“). Es ist hilfreich, sich dies bei Buzzen immer wieder zu vergegenwärtigen. Du kannst die Bewegung verinnerlichen, beispielsweise indem du dich bei den „tiefen“ Tönen wie eine knurrender Bär aufrichtest und dich bei den „hohen“ Tönen wie eine zischende Schlange zusammenziehst. Oder du verfolgst den Flug eines Akkrobatik-Flugzeuges, dessen „tiefster“ Ton weit oben am Himmel ertönt, bevor er im Sturzflug immer schriller wird, um dann nach dem „höchsten“ Ton wieder in den Himmel zu steigen.

Buzzing ist die Basis des Alphornspiels, und du solltest so viel buzzen wie möglich. Gut daran: du kannst so ziemlich überall buzzen – im Auto, auf dem Velo, im Lift, unter der Dusche, beim Einkaufen, in der Geschäftsleitungssitzung … erst wenn sich dein Umfeld ernsthafte Fragen über deine geistige Verfassung stellt, solltest du das Buzzen etwas reduzieren. Unterschätze das Buzzen aber nicht. Es ist nicht einfach eine Anfänger-Übung! Fast alle Profi-Blechbläser buzzen regelmässig oder bauen einen Buzzing-Block in ihr tägliches Trainingsprogramm.

Weiterführende Informationen

  • Wenn du sehen möchtest, wie die Lippenvibration in Super-Zeitlupe aussieht, findest du hier ein Video. LipCam hat eine spezielle Kamera entwickelt, um die Lippen von Blechbläsern beim Spiel auf dem Instrument festzuhalten; besonders amüsant finde ich das Video von Salaputia Brass.
  • Auf Youtube findest du unter „buzzing“ Dutzende ausführliche Videos zum Thema Buzzing. Als nächsten Schritt kann ich dir dieses und dieses Video von Charlie Porter (englisch) empfehlen.
  • Der Klassiker der Buzzing-Bücher: James Thompson (2001). The Buzzing Book.

Töne treffen

Ziel der Übung: Du entwickelst deine Tonvorstellung und nutzt sie, um unterschiedliche Tonhöhen zu treffen.

So wie du beim Buzzen unterschiedliche Tonhöhen generierst, kannst du das auch auf dem Alphorn machen. Das läuft weitgehend intuitiv: Stelle dir den Ton vor dem Anblasen genau vor, dann spiele ihn. Mache das zuerst alleine auf deinem Alphorn. Erkunde deinen Tonumfang – wie tief und wie hoch kommst du, ohne dass der Ton an Qualität verliert?

Dann benutze die folgenden Audio-Files. Höre jeweils den Ton oder die kurzen Tonfolgen und spiele sie dann nach. Spiele diese Übung mehrmals durch, bis du sie sicher und fehlerfrei beherrscht.

c1 – g1 (F-Horn)
c1 – c2 (F-Horn)
c1 – g1 (Fis-Horn)
c1 – c2 (Fis-Horn)

Hilfsmittel

Neben Alphorn und Mundstück kannst du dir folgende Anschaffungen überlegen:

  • Metronom. Ein Metronom gibt dir einen stabilen Puls. Damit bleibst du beim Musizieren im vorgegebenen Tempo. Bei Alphorn-Stücken ist das eigentlich nicht so wichtig – wie schon Gassmann sagte, sollst du sie nach Gefühl und nicht streng im Takt spielen. Aber beim Üben ist das Metronom unerlässlich, denn es zwingt dich unerbittlich zur Präzision. Ein günstiges Modell wie der Korg MA-2 reicht völlig aus. Natürlich kannst du auch eine App auf dem Mobiltelefon (z.B. den Pro Metronome) oder ein Online-Metronom benutzen.
  • Tuner. Der Tuner ist die kleine Maschine mit dem absoluten Gehör. Er sagt dir, welchen Ton du gerade spielst. Da du beim Alphorn die Intonation nicht über die Fingerstellung prüfen kannst, ist das beim Einstudieren neuer Stücke recht nützlich. Es gibt Modelle ab 5 CHF, aber meines Wissens musst du mindestens zum Korg OT 120 greifen, um die Stimmung auf dein Alphorn anzupassen (günstige Tuner gehen alle von einer Stimmung in C aus). Unter dem Strich ist darum eine App für das Mobiltelefon wohl die bessere Lösung. Ich empfehle die Tuner-App von TonalEnergy, bei der die Stimmung an das Alphorn angepasst werden kann (siehe hier); die App beinhaltet auch ein Metronom.
  • Notenständer. Sobald du mit Noten arbeitest, ist ein Notenständer unerlässlich. Für zuhause solltest du dir ein möglichst stabiles Modell mit fixer Ablage zulegen (z.B. dieses Modell von K&M). Komplizierter wird’s unterwegs. Oft sehe ich am Alphorn befestigte Notenhalter (wie z.B. das Modell von Odi). Das funktioniert ordentlich, benötigt dann aber entsprechend formatiertes Notenmaterial; wenn bei einem Konzert mehrere Stücke gespielt werden, wird’s mit diesen Klammern schnell chaotisch. Einige AlphornbläserInnen haben darum auf Tablets oder E-Books aufgerüstet; die grösste Herausforderung dort sind Regentropfen, die im falschen Momente die Seiten wechseln lassen.
  • Musiker-Stuhl. Wenn du regelmässig und lange übst, solltest du dir vielleicht einen Musiker-Stuhl (z.B. das Modell von K&M) anschaffen. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Stühlen sitzt du hier im gleichen Winkel zum Horn wie im Stehen, und es ist auch viel einfacher, zwischen Stehen und Sitzen abzuwechseln. Alternativ tut’s auch ein stabiler Barhocker.
  • Schalldämpfer. Wenn du keinen Nachbarschafts-freundlichen Übungsraum hast, wirst du dich vielleicht mit Schalldämpfern auseinandersetzen. Ich habe keine eigene Erfahrung damit, kann darum lediglich auf vier Produkte verweisen: die Kiste von Andreas Bader (im Verkauf bei Odi), der Schalldämpfer von resunar, Yamaha Silent Brass, und der Öko-Schalldämpfer aus Seegras bei Kurt Ott.
  • Alphorn-Halter. Verschiedentlich habe ich Alphorn-Ablagen gesehen, die am Notenständer befestigt werden (z.B. bei Odi) – deren Nutzen sehe ich nicht ganz; möglicherweise schätzen ihn BläserInnen mit Diskushernien. Hingegen habe ich mir von einem Metallbauer an einen Schlagzeug-Beckenständer einen Metallhaken schweissen lassen. Dieser Alphorn-Halter ist so solide, dass ich damit freihändig Alphorn spielen kann – nur so als Idee…

Die heutige Alphornszene

Hinweis: Mehr als der Rest dieses Grundkurses ist dieser Abschnitt Work-in-Progress und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für konstruktive Kritik und Ergänzungen bin ich sehr dankbar!

Niemand weiss, wieviel AlphornbläserInnen es auf der Welt gibt. Ausser ein paar Facebook-Gruppen (wie diese), gibt es keine globale Alphornvereinigung. Nehmen wir einmal an, in der Schweiz sei knapp die Hälfte im Eidgenössischen Jodlerverband registriert (etwa 2’000). Dann hätten wir hierzulande vielleicht 4’000 AlphornbläserInnen. Zählen wir nochmals 2’000 für das benachbarte Ausland und 1’000 für den Rest der Welt dazu, landen wir bei global 7’000. Ich vermute, die korrekte Zahl liegt irgendwo zwischen 4’000-8’000 – also weniger als 0.0001% (1/1 Million) der Weltpopulation. Diese rare Spezies verteilt sich in folgende Sub-Kulturen:

Orthodoxe

Der Eidgenössische Jodlerverband und seine fünf regionalen Unterverbände verstehen sich als Hüter der Schweizer Alphorntradition, des Jodelns und Fahnenschwingens – manchmal halb-ernst als „Vatikan“ der Alphornmusik bezeichnet. Sie organisieren regionale und alle drei Jahre das grosse Eidgenössische Jodlerfest. Als Mitorganisatoren wirken sie auch am Unspunnenfest mit. Bei diesen Festen findet jeweils ein Wettblasen auf dem Alphorn statt. Eine Jury beurteilt die Vorträge im Solo, Duo, Trio, Quartett und von grösseren Gruppen auf einer Skala von 1 (sehr but) – 4 (unbefriedigend). Kampfbläser sammeln die Abzeichen der Jodelfeste und stecken sie sich an den Hut. Es geht bei diesen Festen mehr um die Förderung des Brauchtums als um musikalische Erlebnisse. Darum ist das Spiel in einer „korrekten“ Tracht vorgeschrieben (obwohl bis Anfang des 20. Jahrhundert niemand in Tracht spielte). Flintenweiber in Hosen werden disqualifiziert. Metallmundstücke sind verboten (obwohl im 19. Jahrhundert noch verbreitet und selbst Gassmann ein grosser Fan war), genau so wie Formationen mit Alphörnern unterschiedlicher Stimmung (obwohl noch in den Alphornkursen Mitte des 19. Jahrhunderts von Huber praktiziert). Auch die Länge der Vorträge ist klar reglementiert. Gemäss Leitsätzen wird das „traditionsbezogene und authentische Spiel“ und „schweizerisch brauchtumsbezogene Alphornmusik“ gefördert. Was das genau zu bedeuten hat, ist nicht expliziert.

Weiterführende Informationen:

Traditionelle

Das „traditionelle“ Alphornspiel macht heute das Gros der aktiven Alphornszene aus. Ihre Ästhetik gleicht der des Jodlerverbands (viele Gruppen spielen ja auch bei den Jodlerfesten mit). Doch man ist dabei eben nicht ganz so orthodox: Bei der Tracht werden Augen zugedrückt (manchmal genügt ein Edelweisshemd, sogar Frauen in Hosen werden geduldet). Das Repertoire lässt auch modernere Stücke zu, und manchmal spielen Hörner in mehreren Stimmungen. Auch dieser Teil der Szene führt Alphorntreffen durch (am bekanntesten ist das Festival International de Cor des Alpes de Nendaz) und bläst dort um die Wette. Aber der Fokus liegt mehr in der Musik und im Geselligen statt einer Zelebration von Brauchtum.

Die traditionelle Subspezies umfasst eine unüberschaubare Anzahl von Amateurgruppen und -formationen (siehe weiterführende Informationen unten), die bei Dorffesten, Berggottesdiensten, an Weihnachtsmärkten, SVP-Versammlungen, Sportveranstaltungen, an der OLMA, 1.-August-Feiern usw. auftreten. Es gibt darunter auch ein paar Profis: Die Formation Alphorn Experience von Mike Maurer, die Emmentaler I Cornuti oder auch Roland Schwab würde ich der traditionellen Szene zuordnen. Interessant sind The Alpine Sisters – auch als Beispiel für technisch herausragende, klassisch ausgebildete AlphornbläserInnen mit Migrationshintergrund. Weitere: Adolf Zobrist (3-facher Gewinner von Nendaz), Samuel Kunz, Peter Baumann (der Alphornpuma), Gaby und Dieter Lätsch, Donnacor.

Weiterführende Informationen

Klassische Musik

Seit der Sinfonia Pastorella von Leopold Mozart ist das Alphorn nicht mehr aus der klassischen Musik wegzudenken. Als Pionier in der Schweiz gilt der ursprünglich aus Ungarn stammende – und 2022 verstorbene – Jozsef Molnar. Er wurde unter anderem mit der Einspielung des Konzerts von Jean Daetwyler bekannt. Matthias Kofmehl war Hornist in der Tonhalle und spielt dort mit viel Erfolg die Alphornkonzerten von Carl Rütti; in jüngerer Zeit leitete er den Alphornteil in der Produktion von Rüttis Mysterium Montis. Von der (leicht) jüngeren Generation von Interpreten ist Martin Roos zu erwähnen. Bekannt ist auch der Deutsche Rainer Baretsch und die ebenfalls in Deutschland lebende Serbin Ana Stanković. Auch in Frankreich (z.B. Hervé Joulain) und Belgien (z.B. Jean-Pierre Dassonville) hat das Alphorn einen festen Platz in den Konzertsäälen gefunden. Klassische AlphornbläserInnen haben meistens eine Ausbildung auf dem Horn. Sie kleiden sich in Frack oder kurzem Schwarzen statt Tracht.

Eine Sonderstellung in der klassischen Alphornmusik spielt die Orgel. Zahlreiche Stücke wurden für diese Kombination kombiniert. Offenbar eignet sich die kirchliche Akustik gut für das Alphorn – vielleicht ist es auch einfach eine überlappende Publikums-Zielgruppe.

Weiterführende Informationen

  • Frances Jones hat zum Alphorn in der klassischen Musik ein Doktorat geschrieben und verschiedene Bücher und Artikel publiziert (lesenswert: „The Alphorn through the Eyes of the Classical Composer„, 2020).
  • Hier ein spannendes Beispiel, wie das Alphorn in der zeitgenössischen Musik eingesetzt werden kann. Hier eine kurze Doc von 1972, in welcher das Alphorn in einem klassischen Konzert vorkommt (gegen Ende des Films).

Unterhaltungsmusik, Multikulti, Rock und Pop

Die Swiss Lady, mit welcher die Pepe Lienhard Band die Schweiz am Eurovision-Wettbewerb 1977 vertrat, gilt bei Nostalgikern als Sternstunde der Swissness. Der aus dem Iran stammende Trompeter Mostafa Kafa’i Azimi spielte dabei den emblematischen Alphorn-Teil auf einem As-Horn. Seither taucht das Alphorn immer wieder in der Unterhaltungs- und Schlager-Musik auf. National heute am bekanntesten ist heute Lisa Stoll. Weitere Beispiele: Walti Sigrist mit seinem „Superhorn“, der „Alphorn-Man“ Kudi Baumgartner, AlpPan, alpcologne aus Köln, Rupert Hofmann (der auch in der Klassik zuhause ist), Dieter Mangold.

Alphorn in einem multikulturellen Cocktail serviert das Lochus Alphorn Quartett um Erwin Füchslin. Ein ähnliches Konzept verfolgen das Jacaranda Ensemble und das Weltmusik-Trio frapapepi um den Alphorn-Tausendsassa Franz Schüssele.

Frisch und rockig präsentierte sich die im April 2023 jung verstorbene Eliana Bürki (siehe auch hier). Enrico Lenzin, vielen durch seinen Auftritt in einer Casting Show bekannt, spielt das Alphorn mit Looper und in Kombination mit verschiedenen Instrumenten. Ähnlich präsentieren sich Sunatiba, Loisach Marci und das Duo Treibhorn. Auch die deutsche Formation SennerJazz präsentiert sich leicht-verdaulich jazz-funkig.

Jazz

Der 2021 verstorbene Hans Kennel gilt als Wegbereiter des Alphorns im Jazz. Bekannt sind unter anderem seine Formationen Mytha und Habarigani. Roland Dahinden (aus dem Buzzing-Video oben) hat bei Habarigani mitgespielt und tritt avantgardistisch mit dem Alphorn auf; siehe auch sein Trio Bann. Einfluss auf die Szene hat auch Robert Morgenthaler, Intitiator von Roots of Communication, der bis vor ein paar Jahren an der Jazzschule Bern Improvisation unterrichtete und unter anderem im Trio Echo vom Zürihorn moderne Alphornmusik produziert. Über die Landesgrenzen hinaus ist der Russe Arkady Shilkloper zu erwähnen, der aufgrund seiner spektakulären Virtuosität mancherorts als Alphorn-Weltmeister gilt (hier in einem längeren Porträt des SWR). Interessant finde ich auch den immer etwas ulkigen Matthias Schriefl.

Modernes Alphorn

Seit Jahrzehnten kratzen KünstlerInnen wie Christine Lauterburg und Erika Stucky am verstaubten Image der Schweizer Volksmusik. Während die Welle der Neuen Volksmusik etwas abgeflacht zu sein scheint, ist das Interesse geblieben an neo-traditionalistischen Künstlern, welche sich der Umarmung durch Apologeten der geistigen Landesverteidigung entziehen und neue Formen entdecken wollen. Diese Entwicklung hat auch vor dem Alphorn nicht Halt gemacht. Bekanntester Exponent dieser Richtung ist Balthasar Streiff mit seinem Alphornquartett hornroh (hier noch ein einem längeren Interview). Der österreichische Jazzmusiker Thomas Heel setzt sich in seinem musikalischen Schaffen und seiner Doktorarbeit ohne Scheuklappen mit den Möglichkeiten des Alpohorns auseinander. Den Franzosen Alexandre Jous mit seinem Projekt „Chaque montagne a droit à sa musique“ würde ich ebenfalls zu den modernen Alphornbläsern zählen.

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Barbaren & Exoten

Im benachbarten Ausland (Österreich, Süd-Deutschland, Frankreich und Italien) existieren zahlreiche Alphorn-Formationen, die in der Schweiz zur traditionellen Szene gerechnet würden. Auch sie kommen oft im volkstümlichen Look daher – mit Lederhosen, als Gebirgsjäger oder anderem Lokalkolorit. Meines Wissens gibt es jedoch lediglich in Baden Württemberg eine ähnlich straffe Organisation wie in der Schweiz. Beispiele: Esslinger Alphörner, Stockweg Alphorn Formation, Eifeler Alphornissen, Alphorn am Main, Mutzbacher Alphornbläser, Bodensee Alphorn-Trio, Hafenstoaner Alphornbläser (mit selber gebauten Alphörnern!), Meckalp (Deutschland), Montafoner Alphornfreunde, (Österreich), Alpinus, Les Entubés, Les Sonneurs de Savoye (Frankreich), Alphornduo Fortissimo (Holland), Les Coralpins Gaumais (Belgien).

Etwas aus der Rolle springt die Berliner Szene um das Berliner Alphornorchester und alphorn.berlin, unter anderem mit einem urbanen Repertoire des Komponisten Andreas Frey.

Seit längerer Zeit besteht eine lebendige Alphornbewegungen in Japan. Speziell daran ist, dass die Alphornbläser ihre Hörner selber bauen. Die nordamerikanische Alphornszene hat mit dem Alphorn Institute ein professionelles Gravitationszentrum. Dessen Usprünge gehen auf den Kanadier Bill Hopson zurück, der vor zwei Jahrzehnten als Ausländer die Schweizer Orthodoxen aufrüttete. Für Schweizer Traditionalisten gewöhnungsbedürftig wird die Ästhetik der Amerikanischen Alphornszene sehr stark von Lederhosen und Oktoberberfesten bestimmt (siehe z.B. Alpensong, Wasatch Alphorns, Salzburger Echo, Sierra Alphorn Players).

Bild: Tamagawa Alphorn Club

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